Nachgehakt: Interview mit Künstler Martin Flesch

Das Interviewformat „Nimm Zwei“ aus dem Groove Magazin dürfte Einigen hier wohl ein Begriff sein. Wer genau hingesehen hat, dem sind auch die Portraits der beiden Künstler zur Illustration des Interviews aufgefallen. Uns ging es nämlich auch so. Diese Portraits stammen vom Künstler Martin Flesch und zeigen einen Ausschnitt aus seinem sehr interessanten Gesamtwerk.

Neben der Portraitreihe für das Magazin ist er seit einigen Jahren als freischaffender Künstler aktiv und zeigt mit seiner Motivauswahl das klassische (Öl)Malerei und popkultureller Bezug sich fabelhaft ergänzen. Wir haben uns deshalb mal mit Martin über seine Arbeit und Inspiration unterhalten:

 

MYL: Deine Bilder verbinden ja –
so ist zumindest mein Eindruck – klassische Maltechniken mit
zeitgenössischen Motiven. Welche Art von künstlerischer Ausbildung hast
du durchlaufen: Kunststudium oder Illustration?

MF:
Ich habe mich damals an der Kunstakademie Düsseldorf beworben und
parallel an der Fachhochschule in Aachen für Design bzw. Visuelle
Kommunikation. An der Akademie bin ich nicht genommen worden, in Aachen
schon …allerdings mit den Worten „Eigentlich sind sie hier falsch aber
wir probieren das mal mit ihnen“. Ein Jahr später habe ich mich dann
nochmal an der Akademie beworben, wieder ohne Erfolg. Dann bin ich
einfach bei Design geblieben. Ich wollte im Studium vor allem malen
lernen da mich das Handwerkliche schon immer interessiert hat.
Dementsprechend hatte ich in meiner Bewerbungsmappe auch ausschließlich
gemalte oder gezeichnete Arbeiten. Im Designstudium macht man aber dann
doch erstmal hauptsächlich was anderes. Ich hab mich so durchgemogelt
und immer versucht so viel Malerei und Zeichnungen ein zu binden wie
möglich. Später habe ich mir dann Professoren gesucht die eher in diese
Richtung gehen. Im Endeffekt war das Studium dann doch sehr gut da man
dort doch sehr viel über Komposition, Kunstgeschichte usw. lernt. Der
Name Visuelle Kommunikation trifft es ganz gut.

MYL:
Du nutzt für deine Arbeiten in der Regel Öl-Farben: Warum greifst du
gerade auf diese doch recht aufwendige Technik zurück? Und wie würdest
du deinen Stil beschreiben oder dich einordnen?

MF:
Wie gesagt stehe ich auf das Handwerkliche in der Malerei. Die ganzen
großen Maler wie etwa Rembrandt, Caravagio oder Vermeer konnten einfach
so verdammt gut malen. Ich bin immer total fasziniert wenn ich vor so
einem Bild stehe und würde gerne auch technisch so gut werden, was ich
aber wohl selbst in zwei Leben nicht schaffen werde. Das mit dem Öl hat
sich so entwickelt. Ich habe früher viel mit Stiften gearbeitet und bin
dann langsam auf Pinsel umgestiegen weil man da schon mehr Möglichkeiten
hat. Zuerst habe ich mit Acrylfarben gemalt und dann mit Öl. Ich finde
mit Öl lässt sich einfach am besten arbeiten. Schwer zu beschreiben
warum. Hat was damit zu tun wie sich die Ölfarbe beim malen verarbeiten
lässt. Mit Öl kann ich am ehesten umsetzten was ich mir vorstelle. Ist
aber wahrscheinlich Typ- und Gewöhnungssache. Mit Bleistift und Aquarell
arbeite ich hin und wieder auch ganz gerne. Vor allem bei der
Entwicklung und Planung eines Bildes. Ich weiss nicht in was für einen
Stil ich meine Bilder einordnen würde und finde das auch irgendwie nicht
so wichtig. Ich male sehr gerne realistisch und versuche immer die
Realität so glaubwürdig wie es meine technischen Fähigkeiten zulassen,
nach zu ahmen. Allerdings ist das mit der Realität so ne Sache. Wenn man
versucht realistisch zu malen kommt man irgendwann an den Punkt an dem
man über Wahrnehmung nachdenkt und sich fragt in wie weit ein Bild oder
Foto tatsächlich die Realität wiedergeben kann. Im Prinzip geht es mir
aber vor allem darum ein gutes Bild zu malen. Was Motive angeht bin ich
relativ offen. Wenn eine Idee kommt und nach mehrmaligem Überdenken und
ausprobieren noch gut ist, wird’s gemalt. Das geht von Portraits über
Landschaften/Architektur bis zum Stilleben.

MYL:
Heldenfiguren aus der neueren Kino- oder Comic-Historie finden sich bei
dir als Motive. Würdest du sagen, dass dies eine typische Färbung einer
Kindheit ist, die hauptsächlich in den 80igern stattgefunden hat?

MF:
Ich weiss nicht ob das typisch für die 80iger ist. Das sind Themen die
mich geprägt haben. Ich war bzw. bin immer noch ein großer Comic- und
Film-Fan.

MYL: Bei deiner Reihe über Actionhelden stellst du die Porträtierten ikonenhaft dar. Aber warum dann nicht einmal der abgekämpfte, traumarisierte Sly am Ende des ersten Rambo -Teils?

MF: Die Momentanen Portraits stehen im Zusammenhang mit den Explosionsbildern. Dabei ist weniger die Persönlichkeit wichtig als viel mehr das wofür Leute wie Bruce Willis oder Batman stehen. Sly ist übrigens grade in Planung. Es ist auch nicht unbedingt so, dass ich ein bestimmtes Thema habe an dem ich dann nur arbeite. Irgendwie hängen alle Bilder zusammen und es geht eigentlich immer nur um die Malerei an sich. Allgemein benutze ich oft Szenen oder Figuren aus Filmen als Vorlage für Bilder. Da kann vieles als Motiv dienen. Ich finde es spannend die verschieden Realitäten wie Film, Malerei und die eigene Wahrnehmung zu vermischen.

MYL: Besonders interessant sind auch deine Arbeiten der „Explosionen Reihe“: Was war dabei deine Inspiration?

MF: Angefangen hat das mit einem Bild von einer Aussicht auf einen Hinterhof. Da gab es eine bestimmte Ecke bei der ich einfach nicht weitergekommen bin und das sehr lange. Irgendwann hab ich mir dann gedacht „Ich spreng die ganze Scheisse einfach in die Luft“. Da kam wohl der Actionfilmfan in mir durch. Das Resultat fand ich dann interessant und ich hab angefangen Explosionen als Hauptmotiv zu malen. Aus Explosionen kann man malerisch viel machen. Das Zusammenspiel von Licht und Rauch finde ich sehr spannend. Das hat was von Landschaften die man aus den Explosionen bilden kann. Ab und zu benutzte ich auch bei den Explosionen Filmszenen als Vorlage (die Krankenhausexplosion aus „The Dark Knight“ ist die beste Explosionsszene). Allerdings komponiere ich die meisten Explosionen selber. Auch bei Explosionen stellt sich wieder die Frage nach der Realität. Filmexplosionen sind in der Regel imposant, übertrieben und in Zeitlupe dargestellt. Dabei wird in Wirklichkeit wenig zerstört. Ganz im Gegensatz zu einer echten Explosion. Interessant ist auch eine Sequenz von ein paar Sekunden in ein einziges Bild zu transformieren.

MYL: Du hast für das Groove Magazin eine Porträtreihe gestaltet, bei der die beiden Interviewgäste abgebildet wurden. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Groove Magazin?

MF: Das war eigentlich recht unspektakulär. Ich habe ein Pdf mit einer Auswahl an Arbeiten an diverse Magazine geschickt. Darauf hin hat sich die Groove gemeldet. Die fanden ein Portrait sehr gut, wollten etwas in der Richtung und haben gefragt ob ich Interesse hätte zwei DJ’s zu portraitieren. Ich dachte das wäre eine einmalige Sache und habe es gerne gemacht. Portraits sind die Aufträge die mir am meisten Spaß machen. Daraus sind dann doch 14 Ausgaben mit 28 Portraits geworden.

MYL: Miles Bonny oder Brandt Bauer Frick waren Teil der Portraitreihe des Groove Magazins: Hast du auch persönlich einen starken Bezug zu (elektronischer) Musik?

MF: Musik im Allgemeinen ist für mich sehr wichtig. Nicht unbedingt nur elektronische Musik. Viele der DJ’s die ich für die Groove gemalt habe kannte ich vorher gar nicht. Aber Musik darf nicht fehlen.

MYL: Wie lange dauert eigentlich die Arbeit an so einem Porträt wie du es für die Groove erstellt hast? Und darüber hinaus: Meinst du, dass in Zeiten von Photoshop-Basteleien die Leser den Aufwand hinter solchen Werken überhaupt noch wertschätzen?

MF: Wenn man für ein Magazin arbeitet hat man natürlich einen Abgabetermin. Bei der Groove hatte ich in der Regel zwei Wochen Zeit. Das ist allerdings etwas knapp. Normalerweise brauche ich etwa einen Monat für ein Portrait. Das ist aber nur eine grobe Schätzung. Die Farbe muss im Optimalfall zwischendurch ein paar Tage trocknen bevor ich weiter arbeiten kann. Deshalb arbeite ich meistens an zwei bis drei Bildern parallel. Außerdem hängt es auch davon ab wie groß und Aufwendig also detailreich das Bild ist. Ich glaube schon, dass dieser Aufwand dem ein oder anderen auffällt und es auch gewürdigt wird. Bei der Bilderflut und Kurzlebigkeit der Bilder die wir heute erleben ist es doch schön ab und zu was handgemachtes zu sehen. Die Groove ist nach ein paar Ausgaben dazu übergegangen nicht einfach nur die Bilder zu drucken sondern Fotos zu zeigen auf denen das Bild noch auf der Staffelei im Atelier steht. Es könnte sein das viele bei den ersten Ausgaben gar nicht gemerkt haben, dass es sich um ein gemaltes Bild handelt. Vielleicht ist es auch etwas viel Aufwand für ein gedrucktes Foto von einem Bild. Ein gemaltes Bild im Original wirkt doch nochmal anders. Aber diesen Medienbruch finde ich auch sehr spannend.

MYL: Welche Magazine oder Zeitungen hältst du – vielleicht sogar unabhängig des Inhalts – für gelungen? Mit welchen würdest du gerne mal zusammenarbeiten und mit wem eher nicht?

MF: Ehrlich gesagt kenne ich mich da gar nicht so gut aus. Ich finde es gut wenn ein Magazin den Mut hat in der Gestaltung etwas anderes zu machen als der ganze Rest. Ich glaube allerdings ist das auch nicht leicht da heutzutage bei vielen das Budget fehlt und es am Ende des Tages leider doch auf die Verkaufszahlen ankommt. Vielleicht würde ich gerne mal irgendwann ein Comic für Marvel malen. Ist so ein Kindheitstraum.

MYL: Was ist bei dir für die Zukunft geplant? Gibt es schon eine neue Idee, die du umsetzen möchtest?

MF: Im Moment arbeite ich noch hauptsächlich an den Explosionen. Ich will genug Bilder für eine größere Ausstellung Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres zusammen haben. Der Übergang zu einem anderen Thema ist aber eher fließend. Ich arbeite nie ausschließlich nur an einer Sache wie den Explosionen. Ab und zu muss ich auch mal was anderes machen. Ein konkretes neues Thema hab ich aber noch nicht.

MYL: Vielen Dank Martin! 

 

Wer noch mehr von Martin sehen möchte, kann das hier auf seiner Website  oder hier bei Facebook. Es lohnt sich!

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